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„Die Einladung“

Schauspielhaus Salzburg (Rezension)

Wenn komplett unterschiedliche Erziehungsansätze und Lebensentwürfe aufeinander prallen und jeder versucht, seine ganz persönlichen Werte zu verteidigen, dann kann es schon einmal zu brodeln anfangen bis die bürgerliche Fassade zusammenbricht, die Situation eskaliert und jeder Verhaltenskodex gebrochen wird. In dieser Komödie von Florian Scheibe geht es über Erziehungsfragen, Leistungsdruck, Umgang mit digitalen Medien - kurz – Themen, die viele von uns kennen und bei diversen Elternabenden oder auch im Freundeskreis zu heftigen Auseinandersetzungen führen kann.
Die Eltern von Lotte und Laura verbindet eine Freundschaft, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten – zumindest was die Grundsätze der Erziehungsarbeit angeht. Während Lauras Eltern in ihrer Tochter schon die nächste Tennisweltmeisterin sehen, Leistung in den Vordergrund stellen und schon überlegen, ihre Tochter nächstes Jahr zum Chinesisch Unterricht zu schicken, sind Lottes Eltern Vertreter von Waldorfschule, biodynamischer Ernährung und eingeschränkten Handyzeiten.
Jetzt, am zehnten Geburtstag von Laura ist der schlimmste Fall eingetreten: Sie hat ihre beste Freundin Lotte nicht eingeladen. Die ratlosen Eltern treffen sich zur Krisensitzung. Man will vernünftig miteinander reden, schließlich kennt man sich seit Jahren! Doch nach und nach zeigen sich Risse in der sorgfältig über Jahre hinweg errichteten Fassade und unter der Oberfläche schwelende Unstimmigkeiten kommen ans Licht. Was mit einer nicht erfolgten Einladung beginnt, entwickelt sich schnell zu einem erbitterten Kampf zwischen grundsätzlich verschiedenen Wertvorstellungen.
Das Stück erzählt gekonnt mit witziger Raffinesse, wie erwachsene Menschen sich enthüllen und eine ganz andere Form des Ichs an die Oberfläche kommt. Durch die Entwicklung der Figuren in diesem absurden Konflikt kommt es zu einem witzigen Abend mit unvorhergesehenen Wendungen. Das Feuerwerk voller satirischer Pointen und humorvollen Highlights dauert eine Stunde 15 Minuten, läuft noch bis Ende Oktober und ist sehr zu empfehlen.

© Patricia Thurner 2023